Ein Abschluss

Vor 12 Jahren habe ich begonnen, Texte über die Arzt-Patienten-Beziehung zu veröffentlichen. Die Idee kam mir nach der Lektüre eines Buchs von Atul Gawande, einem endokrinen Chirurgen und Autoren aus Boston. Am Ende seines Buchs „Better“ steht ein Nachwort mit dem Titel „Vorschläge, wie man ein positiver Abweichler wird“. Unter seinen fünf Vorschlägen stach für mich der Vorschlag „schreibe etwas“ hervor.
Es ging darum, über die eigene ärztliche Welt zu schreiben und das eigene Handel zu beschreiben, um es für andere nutzbar zu machen. Der kurze, vielleicht eine Buchseite lange Absatz löste in mir das aus, woraus dann für etwa vier Jahre die Texte auf Honighebel.de entstanden.

Medizin und das Handeln als Arzt sind in gewisser Weise – auch wenn ich Internist und nicht Chirurg bin – ein Handwerk. Und bei der Tätigkeit im Sprechzimmer entstehen immer auch „Abfallprodukte“, so wie beim Tischler beim Hobeln die Späne.
Mit meinen Texten habe ich versucht, diese Späne nicht einfach zu entsorgen, sondern sie zu beschreiben und für mich und andere gewinnbringend zu nutzen. Das Erstellen der Texte, die ja zumeist auch Geschichten von meinen Patienten waren, hat mir viel Freude bereitet. Die Betrachtung und Analyse des Beziehungsgeschehens in meinem Sprechzimmer für die Blog-Texte hat dazu geführt, dass meine Möglichkeiten und Fähigkeiten im Umgang mit unterschiedlichsten Patientinnen und Patienten gewachsen sind.

Nachdem der letzte Artikel vor nunmehr acht Jahren erschienen ist, ist es an der Zeit, diesen Blog abzuschließen.

Damit ist jetzt auch der Zeitpunkt gekommen, meinem langjährigen Berater Frank Petermann zu danken. Die Texte sind immer auch als Produkte unserer intensiven Gespräche entstanden. Er hat einen gewichtigen Anteil daran, dass dieses Projekt von mir entwickelt wurde, und zur Blüte gebracht werden konnte.
Da Frank Petermann seine Tätigkeit als Berater immer im Hintergrund gesehen hat, ist er im Blog selbst nicht in Erscheinung getreten. Bei der Einweihung des Blogs im Januar 2013 habe ich seinen Namen nennen dürfen und sollen, aufgrund der ihm sehr wichtigen Abstinenzregel hat er aber nicht persönlich teilgenommen.
Meine Projekte zu fördern, war ihm als Berater und Organisationspsychologe ein wichtiges Anliegen. Nachdem er im Mai diesen Jahres gestorben ist, bleibt Honighebel.de als Blüte seiner Beratertätigkeit öffentlich sichtbar.

Meine Wege haben sich in den letzten Monaten und Jahren weg vom geschriebenen und hin zum gesprochenen Wort entwickelt. Seit Mai 2024 ist der Podcast „Denkfabrik Medizin“ online. Mein sehr guter Freund und ärztlicher Kollege Ingo Krenz und ich stellen dort spannende Krankheitsgeschichten unserer Patienten vor. Ein Schwerpunkt liegt hierbei auf der Differentialdiagnose und den teilweise schwierigen und fehleranfälligen Denkprozessen, die sie begleiten.


Der Podcast ist auf allen bekannten Plattformen zu finden. Eine Liste findet sich auch auf www.denkfabrikmedizin.de

Hamburg im Juli 2024
Andreas Klinge

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